Mosel Musikfestival im Leyendecker HolzLand - Ganz schön taktvoll

Alexander Glöggler und Philipp Jungk klopfen beim Mosel Musikfestival auf mehr als Holz im Holzschnittlager Leyendecker.

Von keinem Instrument gibt es so viele Varianten wie von Schlaginstrumenten. Das liegt schlicht daran, dass nahezu jedes Objekt in der Lage ist, ein Geräusch von sich zu geben, wenn es entsprechend behandelt wird. Da reichen schon zwei Bleistifte oder – man kennt das von nicht enden wollenden Konferenzen – die Finger, mit denen ihr Besitzer genervt auf die Schreibtischplatte trommelt.

Dass Schlaginstrumente mehr können als den Takt vorgeben und eine Komposition im Rhythmuskorsett halten, haben Alexander Glöggler und Philipp Jungk bei ihrem Auftritt mal mehr, mal weniger lautstark bewiesen.

Passender Rahmen für die rhythmischen Ekstasen war das Holzschnittlager Leyendecker in Trier, das seine gewaltigen Hallen für das Mosel Musikfestival geöffnet hat. Die beiden Schlagzeuger eröffnen das Konzert, entsprechend dem Titel des Abends „Groove Symphonies“,  mit Beethovens „Fünfter“ – und tatsächlich, bei der Komposition, deren Eingangsschläge geradezu kriegswichtig wurden, als Radio London sie in den vierziger Jahren als Erkennungszeichen für seine Sendungen nach Deutschland benutzte, reichen die Trommelschläge aus, um im Kopf den Rest der Melodie zu erzeugen.

100 Schlaginstrumente, wie im Programmheft angekündigt, haben die Münchner zwar nicht mitgebracht, aber die Kollektion, die sie auf der Bühne angesammelt haben, reicht allemal aus, um das sprichwörtliche Feuerwerk zu entfachen. Da kommen nicht nur Trommeln, Becken, Bongos, Marimbaphon und Glockenspiel sowie echte Exoten wie Regenrohr, Schnarren und Udu zum Einsatz – auf jeder ihrer Reisen, die sie inzwischen um die ganze Welt geführt haben, entdecken die beiden neues exotisches Schlagwerk, wie Alexander Glöggler berichtet –, sondern auch Fundstücke aus dem Werkzeugkasten, die alle musik- oder zumindest rhythmustauglich sind.

Der Akku-Bohrer wird zur Sambarassel, der Fuchsschwanz zur Ratsche und der Schraubenschlüssel zum schnarrenden Kontrapunkt. Selbst eine Alu-Trittleiter mit angeschraubtem Eimer entfaltet einen Melodienreichtum, der sie hier einmal endlich aus dem Schattendasein eines schnöden Haushaltsgegenstands befreit. So eingesetzt, macht das Gardinenaufhängen oder das Deckenstreichen noch mal so viel Spaß.

Das Publikum, da kennen die Musiker trotz der Tropentemperaturen in der Holzhalle kein Erbarmen, muss natürlich auch ran und erhält eine kostenlose Lektion in Sachen rhythmischem Klatschen, was erstaunlich gut gelingt. Aus dem anfänglichen Klatschmatsch kristallisieren sich unter der Leitung der beiden Schlagwerker durchaus erkennbare Strukturen heraus. Und dass man nicht nur mit der Luftgitarre, sondern auch mit dem Luftschlagzeug punkten kann, beweisen sie mit einem Ausflug in die „Halle des Bergkönigs“ aus Griegs „Peer Gynt“, die sie in Grund und Boden trommeln.

Fazit: „Double Drums“, wie das Duo sich ganz bescheiden nennt, ist maßlos untertrieben.

Textquelle: www.volksfreund.de